Ihr habt mich überredet (Bernhard, Steffen)                                                          

 

Also, für die, die es noch nicht wissen.
Ich mache mich am 4. September 2012 mit meinen Rollski auf den Weg von Kirkenes nach Kemi.
Dabei möchte ich entlang der Eismeerstraße von der Barents Sea zur Baltic Sea laufen.
B 2 B ist das Motto. Nicht von Bär zu Bär, wie Michaela meint. Ich fussel ja.
Wenn alles gut geht, bin ich am 14. September abends im Merihovi in Kemi unter der Dusche.

Strecke:      Kirkenes (NOR) - Kemi (FIN) ca. 660 Km aufgeteilt in 11 Tagesetappen

Material:     Marwe Rollski Skate 590 CAP mit SNS Bindung; Stöcke ONEWAY Diamond 930 av

                   Salomon Escape 5 TR Classic Schuhe; Marwe Rad Skate 590 min. Rollwiderstand

                                           

 

Für massenhaft gute Wünsche und plattgedrückte Daumen habt vielen Dank.    

Euer Reiner !                          

 _____________________________________________________________________________________________

 Hier wird ab 4. September mehr oder weniger regelmäßig aktualisiert.

 

Flüge BAD - BER- OSL - KRK

Alles Gepåck sehr preiswert (+ 100 €) nach Oslo geschafft ;-(( Danke Airberlin.
Dusche 50x50. Mit dem Hintern an den Hebel der Mischbatterie gekommen und fast zu Tode erschreckt, so kalt war es.
Die Temperatur nie wiedergefunden. Flieg nun nach Kirkenes weiter.

 

1. Tag: Kirkenes - Neiden Fjellstue ca. 40 KM

Als ich 11:30 Uhr aus dem Flieger steige ist es sehr warm. Beinahe Unfall in einer Abfahrt verursacht.
Man hat mich tatsächlich in Neiden Fjellstue erwartet. Etappe geschafft - ich bin es auch.
Viele Anstiege und steile Abfahrten. Musste bergab viel zu Fuß gehen.
Gegen 19:00 kommt noch ein Bus mit Hurtigrutenfahrern zum kulturellen Abend. Werde wohl gut schlafen...

2. Tag: Neiden Fjellstue - Sevettijärvi Nili Tuvat ca. 40 KM

7:24 Uhr: Start zur zweiten Etappe. Es ist windig und regnet.
7:45 Uhr: Grenzposten passiert, Finnland ist erreicht!
15:30 Uhr: Ankunft nach wirklich schwieriger Fahrt auf schlechter Strecke, aber seit zwei Stunden scheint die Sonne.
           Idyllisches Haus am See und eine leckere Rentiersuppe und Lapin Kulta entschädigen für die Strapazen des Tages.
           Morgen kann es nur besser werden!

3. Tag: Sevettijärvi Nili Tuvat - Partakko ca. 60 KM

7:30 Uhr: Start - nasse Straßen und 5 Grad
10:00 Uhr: Es beginnt zu regnen, aber trotzdem läuft es viel besser als gestern!
      Tolle Landschaft, mehrere Rentiere schauen neugierig, was der Verrückte da treibt.
14:30 Uhr: Schock bei der Ankunft am Etappenziel. Tarja, die Vermieterin, ist krank und ich bekomme NICHTS zu essen...

Freundliche finnische Lachsfischer sind meine Retter. Kari fährt mich 40 Kilometer weiter nach Kaamanen, wo es eine tolle Unterkunft MIT Abendessen und Frühstück gibt. Ich werde also nicht verhungern!!!

Kari zeigt mir unterwegs den Förster und die Polizei, die "den" Bären endlich erlegt haben. Mein fragendes Gesicht lässt ihn einen breiten Mund machen. Ich soll halt auf der Straße bleiben. Fein.

4. Tag: Partakko - Inari ca. 65 KM

Um 9:30 geht es bei 4 Grad und Sonnenschein los. Trockene und nun ebene Straßen erhöhen die Geschwindigkeit enorm. Das lässt für die nächsten Tage hoffen.

Ein Mann stellt am Straßenrand die Markierungs-Stangen für den Winterdienst auf. Es hat gestern in Utsjoki geschneit. Ich sag ihm, dass die Finnen lustig sind. Gestern der Bär und heute Schnee. Er freut sich, dass der Bär endlich gefasst ist, und ich glaube ihm auf einmal den Schnee :-(( Ich soll mich nach Süden machen, meint er, sonst kann ich die Roller gegen echte Ski tauschen.

Nach 2 Stunden komme ich bei der alten Birka in die Hütte. Sie kommt in Samitracht, dick eingepackt. Es ist kalt sagt sie (mir nicht) und sie macht nächste Woche zu. Der Winter kommt. Ich sag, dass Ruska ist. http://de.wikipedia.org/wiki/Ruska-Aika Sie meint, der ist schön aber bald vorbei. Ich soll nicht mehr so lange bleiben. Von Norden kommt kalte Luft runter. Ich brauch einen Wetterbericht, dringend...   Es war ein schöner heller Tag.

5. Tag: Inari - Saariselka ca. 77 KM

Heute morgen bei 0 Grad losgelaufen. Reif auf der Straße und auf Brücken ganz schön glatt. Aber die Sonne lacht vom wolkenlosen Himmel-es wird ein schöner Tag! Hab mich die letzten Tage bergauf/ bergab quälen müssen. Seit gestern nun ist die Strecke ebener, ich kann gut gleiten-geht viel leichter und macht Spaß! Gegen 10:30 Uhr muss ich die ersten Stockspitzen auswechseln, "Boxenstopp" hat mithilfe eines finnischen Wanderers gut geklappt. War hart heute - 77 Kilometer! Entfernungsangaben stimmen einfach nicht...hab dafür alle Rentiere Finnlands wegfotografiert  und hab meine "alten Bekannten" von Tag 3 wiedergetroffen  Flach war es leider nur bis 10 Kilometer vor dem Ziel, hätte das Angebot von Kari mitzufahren vielleicht annehmen sollen...

6. Tag: Saariselka - Kiveliön Kala ca. 70 KM

Heute bin ich erst 9:30 Uhr los, konnte vorher keine Verpflegung bunkern. Wenige Grad über Null, strammer Nordwind und leider Regen-muss es heute langsam angehen lassen. Mittags lässt der Regen nach, die Straßen trocknen ab. Zum Mittag mal wieder Rentiereintopf! Heute mal was zur Technik. Wenn ich die ersten Tage wie Tora Berger die Huegel hochgestapft bin, kann ich nun waagerecht dahingleiten, wie Darja Domracheva.

7. Tag: Kiveliön Kala - Sodankylä ca. 70 KM

-3° und sehr schlechter steiniger Asphalt. Nur waagerecht und dadurch ständiger Stockeinsatz. Spitzen rutschen entweder weg oder bleiben hängen. Bin dauernd am Straucheln. Sowas muss ich nicht wieder haben. Vorbeugend heute Räder gewechselt.

8. Tag: Sodankylä - Käyrämön Kaidas ca. 65 KM

Bei 4° und Regen gehts gegen 7:30 los. Der Regen hört am Ortsausgang auf - also Regenjacke wieder aus und verstauen. Wenn ich bisher immer dachte, dass es nun ja nicht schlimmer kommen kann, hab ich nicht mit den Finnen und deren Straßenbau gerechnet. Schöner glatter Asphalt aber eine starke Neigung der Fahrbahn von links abwärts nach rechts lassen mich 50 Km wie ein Hanghuhn dahinstaksen. Das linke Fußgelenk und Knie müssen heut behandelt werden. Räder sind stark einseitig abgelaufen. ABER ich hatte auch Spaß. Habe heute Martta getroffen. An alle Schweizer - das Foto ist der Hammer. Ob es Martha gefallen wird .....   Und ich durfte endlich über meinen geliebten Flugplatz bei Vuojärvi mit Rollski fahren.  Dazu dann mehr zu Hause.

9. Tag: Käyrämön Kaidas - Rovaniemi ca. 75 KM

Start 8 Uhr, ganzer Tag Regen, 17° warm. Die ersten 50 Km waren fast nur bergab und nach 4,5 Stunden runtergespult. Traumhaft. Dafür kam danach die Straße von Kemijärvi dazu und mit ihr viel Verkehr. Perkele, immer in der Gischt der Laster und oft anhalten und die Straße zur Sicherheit verlassen. Das hat Zeit und Nerven gekostet. So geht das nicht. Dann endlich den Polarkreis bei Rovaniemi überschritten und dem Weihnachtsmann kurz Tach gesacht.

Auf dem nagelneuen Radweg in die Stadt rein, kommen mir zwei Mädchen mit Rollski engegen. Sah nach hartem Training aus. Ich schau sie an und lächle freundlich und was tun sie ... Was Weibchen nunmal tun, gucken mir auf die Schuhe. Weiber. Es begegneten mir dann noch einige Artgenossen. Auf meinem Weg heute traf ich im Wald noch auf Antti. Er war mit dem Fahrrad zur Straße vorgefahren, um seine Post zu holen. Als er mich kommen sah, hielt er mich an und wollte wissen, wer ich bin, wo ich herkomme und hin will und so. Passte mir gut, da meine Wasserflasche fast leer war. Antti hat den Expeditionsteilnehmer dann in die Geheimnisse der Trinkwasserversorgung eingeweiht. Also aus welchen Flüssen und Seen ich mir Wasser holen kann und so. Tres interessant.

10. Tag: Rovaniemi - Rieskapaikka Oy ca. 50 KM

Das ging heute fix. Ich hab auf meine Vermieterin gehört. Gestern hab ich mich eine gute Stunde vom Stadtrand zur Unterkunft durch den Verkehr gekämpft. Sie hat mir geraten, den Vorortzug zu nehmen - wo ich schon am Bahnhof wohne -  und die ersten 2 Stationen aus Rovaniemi rauszufahren. Ab da kann ich prima laufen. So war es dann auch und ohne Verkehr, auf eigenen sehr guten Wegen ging es heute bei Sonnenschein und 5 Grad im Durchschnitt wieder bergab. Das fuhr sich prima, trotz strammer Briese aus SW. Den Regenschauer 4 Km vor dem Ziel hab ich in einer der schicken Bushaltestellen abgewettert. Landschaftlich hat die Gegend hier nicht mehr so viel zu bieten. So kann ich die Km runterspulen. Die Besiedelung nimmt stark zu und die Gegend ist zunehmend von Viehzucht und Ackerbau und etwas Industrie geprägt. Wenn ich mit Wäschewaschen und zeitigem Essen fertig bin, nehm ich mir heute mal ein Boot und fahr auf den See raus. Angeln hat Björk auch sagt sie. Vielleicht sollte ich vor dem Essen rausfahren ...

11. Tag: Rieskapaikka Oy - Kemi ca. 70 KM

Ca. 9:00 live. Bin heute schon früh raus. Konnte nicht mehr schlafen. Mach 2. Frühstück an der Tanke. Wetter ist toll. Keine Sonne, 5 Grad, Wind von achtern und glatte Fahrbahn. Eher ein Training, wenn die 10 Kilo auf dem Rücken nicht wären. Bald ist es vorbei und dann ...     Wir hören und sehen uns.

17.9. Bühl

Ich bin gestern am Abend gut in Baden-Baden gelandet. Kein Unfall, keine Panne und gesund. Es ist schön, wieder zu Hause zu sein und ich möchte mich bei Michaela für die tolle Unterstützung, Geduld und Rücksichtnahme bedanken. Allen anderen will ich sagen, dass ich mich über die Einträge im Gästebuch und euer Way Watching sehr gefreut habe. Ich werd mich mit der Verarbeitung beeilen und das Ganze dann in Wort und Bild etwas ausführlicher darstellen.

Euer Reiner